Bochtehus Beizli, Lauenen bei Gstaad

Alpine Gemütlichkeit

Das Bochtehus ist ein altes Bauernhaus, vermutlich aus der Mitte des 17. Jahrhunderts, an der Lauenenseestrasse in der Gemeinde Lauenen gelegen.

Der Name Bochtehus steht dafür, dass dieses Haus in einer Bochte (Vertiefung), auf dem Weg zum Lauenensee, liegt.

Seit 1976 ist es im Besitz der Familie Reichenbach. Bis 1992 diente das Haus Reichenbachs als Vorsass, das heisst die Familie Reichenbach ist im Frühjahr und im Herbst (vor und nach der Alpzeit) mit ihrem Haushalt für je ca. 4 Wochen in dieses Haus gezogen.

In den letzten Jahren ist das Haus als Ferienhaus vermietet worden. Das dazugehörige Land und der Stall dienen den Pferden der Kutscherei Reichenbach als Sommerweide.

Ab dem Winter 2017/18 führt die Familie Reichenbach im Bochtehus in den Wintermonaten ein kleines Beizli. Dafür wurde das Haus sanft und mit Liebe zum Detail renoviert.

Bochtehus

Tradition aus dem 17. Jahrhundert

Wie vermutet, war das Bochtenhaus im Eigentum der Schopfers auf dem Hagerli. Diese Schopfers waren in Gsteig heimatberechtigt, wohnten aber schon längere Zeit in Lauenen. Sie (Ulrich Schopfer, seine Mutter Katharina und seine Tante Anna Maria) verkauften das Bochtenhaus 1850 an Ulrich Reichenbach, Gruben, Saanen. Dieser verkaufte es 1858 an seinen Bruder Christian Reichenbach-Gonseth in den Bochten (offenbar wohnte er schon dort, war aber noch nicht Eigentümer). Die Schopfers hatten übrigens das Heimwesen 1838 aus dem Nachlass des Johannes Schopfer geerbt. Schon 1838 und auch 1850 und 1858 wird das Haus als «altes Haus» bezeichnet. Offenbar war das Haus schon damals als «alt» beurteilt worden, woraus sich das beträchtliche Alter des ursprünglichen Hauses ergibt.

Christian Reichenbach-Gonseth (1823) ist wahrscheinlich Uelis Ur-Ur-Urgrossvater. Er ist der Vater des in Verträgen als Dünkelbohrer genannten Christian Reichenbach (1847) und dieser wiederum der Vater von Christian (1874), seinem Urgrossvater.

Offenbar haben sich einige alte Werkzeuge aus dieser Epoche der Wagnerei und Holzbearbeitung erhalten und könnten natürlich als Objekte alter Holzbaukunst in den Bochten noch dieses alte Gewerbe veranschaulichen.

Hausgeschichte aus baulicher Sicht: das Alter des ursprüngliche Wohnhauses geht u.a. aus der noch erhaltenen bzw. wiederverwendeten Stubendecke hervor, die etwa auch als «Heidendecke» oder «spätgotische Decke» bezeichnet wird. Sie wurde um 90° gedreht wieder (wenigstens teilweise) verwendet. Die Datierung ist vor ca. 1610, dürfte aber auch einige Jahrzehnte älter sein. Im Extremfall käme sogar eine Datierung bis ins späte 15. Jahrhundert in Frage, ev. bis 1480/90. Indiz für eine recht frühe Datierung ist der einfache Fas, der im Verlaufe des 16. Jahrhunderts aus gestalterischen Gründen zu einem Rillenfas («Löffel mit 2 oder mehr Rillen») ausgestaltet wurde.

Die Stubendecke gehört mit Sicherheit zu den ältesten noch erhalten des Saanenlandes.

Der umfassende Umbau zum heutigen Gebäude dürfte in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts fallen, möglicherweise durch Uelis Vorfahren Christian Reichenbach, nach seinem Kauf von 1858.